Wenn sich vor allem junge Menschen beispielsweise an Klimastreiks beteiligen möchten, halten sie meistens Ausschau nach Organisationen wie Fridays For Future, Global Climate Strike, Extinction Rebellion und anderen. Diese Gruppen stehen an der Spitze der neuen Klimabewegung und sind global aufgestellt. Sie haben Zweigstellen in vielen großen Städten der Welt, die sich regelmäßig treffen, um Strategien für Aktionen zu diskutieren. Sie organisieren und veröffentlichen auch Aktionen in den sozialen Medien und geben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Tipps, was sie mitnehmen können, wie sie handeln sollen und was sie bei den Streiks tun können. Ihre Ansätze unterscheiden sich leicht: Fridays For Future ist eine eher von jungen Menschen geführte Bewegung, während Extinction Rebellion eine etwas ältere Gruppe ist. Beide treten bei ihren Streiks für Gewaltlosigkeit und die Zerstörung von Eigentum ein.

Die Aktionen, die bei den Streiks stattfinden, sind vielfältig, aber in der Regel performativ. Manche Leute ziehen sich extravagante Kleidung an, tragen Kostüme, die mit ihrer Sache zu tun haben, und halten Schilder mit Aufschlag-Botschaften hoch, tanzen, singen und sprechen viele Sprachen. Das ist nicht zwingend notwendig, aber eine gute Strategie, um die Medien und die Öffentlichkeit auf ihre Bewegung aufmerksam zu machen. Je mehr Aufmerksamkeit auf den Streik gelenkt wird, desto besser ist es in gewisser Weise.

Auch der Ort, die Route und der Treffpunkt sind strategisch wichtig. Fridays for Future hat zum Beispiel eine interaktive Karte mit dem Standort der Streiks auf der ganzen Welt, der jeden Freitag derselbe ist. Bei Extinction Rebellion hingegen ändert sich der Ort je nach Thema der Veranstaltung, so dass es möglich ist, an Orten wie öffentlichen Einrichtungen, Firmenzentralen oder touristischen Transitorten zu sein. Jede dieser Aktionen wird kollektiv organisiert und den Teilnehmern mitgeteilt, daher ist es wichtig, sich vor dem Streik zu informieren.

Andere Arten zu protestieren

Es gibt natürlich noch andere Mittel, um Unzufriedenheit zu bekunden und eine Bewegung aufzubauen.

Petitionen

Das Unterschreiben und Erstellen von Petitionen ist eine großartige Möglichkeit, um Unterstützung für Themen wie beispielsweise die Klimaproblematik zu sammeln, die fast mühelos möglich ist. Eine Petition sollte jedoch nicht das Streiken ersetzen, sondern sie können sich gegenseitig ergänzen, da sie besondere Vorzüge besitzen. Eine Online Petition zum Beispiel kann sich weltweit verbreiten und Tausende von Unterschriften (im Extremfall sogar Millionen) zur Unterstützung der Sache sammeln. Es ist auch eine großartige Möglichkeit, eine Verbindung zu den Menschen herzustellen und sie über das Klima aufzuklären sowie die Forderungen klarer und zugänglicher für die Öffentlichkeit zu machen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Petition gegen Ölbohrungen in der Arktis, die zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels über eine Million Unterschriften gesammelt hatte und immer noch aktiv ist.

Boykotts

Ein weiteres Instrument im Werkzeugkasten der Klimaaktivisten ist der Boykott von Unternehmen, politischen Parteien und anderen Institutionen, die als gesetzeswidrig, unmoralisch und/oder umweltschädlich eingestuft werden. Der Boykott hat sich als sehr effektiv erwiesen; zwei Beispiele: 2018 musste sich The Body Shop nach einer massiven Boykottkampagne als tierleidfrei erklären, und 2010 wurde Nestlé nach nur acht Wochen intensiver Boykottkampagne gezwungen, sich zu einer Null-Abholzungspolitik in seiner Palmöl-Lieferkette zu verpflichten. Boykotte erregen die Aufmerksamkeit der großen Unternehmen, weil sie sie dort treffen, wo es weh tut: bei ihrem Marktanteil und ihrem Ruf. Die Website ethicalconsumer.org bietet eine verständliche Liste der zu boykottierenden Unternehmen, die Gründe dafür und wer zu dem Boykott aufruft.

Einer der größten Siege der Boykottbewegung war vielleicht das Ende der Apartheid in Südafrika. Als aktive Bewegung in den 1960er, 70er und 80er Jahren trug sie maßgeblich zur Beendigung des Apartheidregimes mit seiner Rassentrennung bei. Im Fall von Südafrika funktionierte die Boykottbewegung zunächst als Verbraucher- und Hochschul Boykott von Produkten und Dienstleistungen. Dann sahen sich die unter Druck stehenden Regierungen veranlasst, wirtschaftliche Sanktionen zu verhängen, und 1970 wurde Südafrika sogar von den Olympischen Spielen ausgeschlossen. Auch wenn dies nichts mit dem Klimawandel zu tun hat, zeigt es doch, wie Boykott effektiv funktionieren kann, um extrem ehrgeizige Ziele zu erreichen.

Genau wie Politikerinnen und Politiker neigen auch private Unternehmen dazu, das Verhalten ihrer Verbraucherinnen und Verbraucher zu bewerten. Wenn also eine große Anzahl von Menschen Unternehmen boykottiert, von denen bekannt ist, dass sie die neuen normativen Klimabestrebungen missachten, stehen die Chancen gut, dass diese Unternehmen ihre Arbeitsweise schnell ändern werden. Boykott und Petitionen eignen sich hervorragend als Ergänzung zum Streik, als passive Formen kollektiver Aktionen und als aktiver Weg, zivilen Ungehorsam zu leisten und Klimaforderungen Gehör zu verschaffen.

Unser Fazit zum Thema

In der Wahlkampfarena gibt es zum Beispiel ein klares Anzeichen dafür, dass die politischen Parteien die Bedeutung der Nachhaltigkeitspolitik für ihre Programme erkannt haben. Das zeigt der Wahlerfolg der Grünen bei den Wahlen zum Europäischen Parlament.

In der Wirtschaft unterstützen viele Unternehmen die Streiks aktiv. Einige, wie Ben & Jerry’s, Patagonia und Burton, haben ihre Fabriken und alle Online- und Ladengeschäfte geschlossen und ihre Beschäftigten zur Teilnahme an den Protesten aufgerufen. In Deutschland haben sich 2.400 Unternehmen unter dem Banner “Unternehmer für Zukunft” zusammengeschlossen. Und sogar der schwedische Bushersteller Scania hat den Freitag der Schulung seiner Mitarbeiter zum Thema Nachhaltigkeit gewidmet, was dem kritischen Leser etwas paradox erscheinen mag, da der Industriesektor von Scania sehr umweltschädlich ist. Aber egal, ob sie es ehrlich für das Klima oder aus Werbegründen tun, der Punkt ist, dass sie es tun, weil die Menschen es tun.

Kurz gesagt: Streiks als eine Form des friedlichen zivilen Ungehorsams sind ein effizienter Weg, um zu protestieren und eine Bewegung aufzubauen. Jeder kann regelmäßig daran teilnehmen und sich durch das Ausmaß und die Intensität der kollektiven Aktion gestärkt fühlen. Der Streik ist das perfekte Mittel für eine Massenbewegung, da er die kollektive Aktion in den Vordergrund stellt, im Gegensatz zu individuellen Handlungen. Außerdem ist es die perfekte Umgebung für den Austausch von Ideen und Erfahrungen. Wir alle sollten uns an den Klimastreiks beteiligen, um unsere kohlenstoffverschmutzende Gesellschaft in eine nachhaltige, gleichberechtigte und gerechte Gesellschaft zu verwandeln. Je größer der Streik, desto mächtiger und verändernder ist er – und wir haben nicht mehr viel Zeit.